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...Fortsetzung der Reise


Grüße aus Hyderabad (Indien)

Anflug auf Hyderabad


Zur Erinnerung: Die Indienkarte.

Karte aus dem Internet

 

Nun erreiche ich Hyderabad, die 6. Station meiner Auftrittsreise. Hyderabad ist die fünftgrößte Stadt Indiens. Sie hat einen sehr guten Ruf. Als besonders schöne Stadt, mit einem vergleichsweise angenehmen Klima, da weniger feucht als anderswo.
Noch auf dem Flug wechsle ich ab: Blick aus dem Fenster und Blick in den Reiseführer. I
ch lese: Hyderabad wurde 1590 von einem muslimischen Herrscher gegründet und entwickelte sich zum bedeutenden Zentrum der indisch-muslimischen Kultur. Nach dem Anschluss des Staates Hyderabad 1948 an Indien wanderte ein großer Teil der muslimischen Oberschicht ins pakistanische Karachi aus. Dennoch ist der muslimische Bevölkerungsanteil mit fast 40% der höchste in einer indischen Metropole. Die Muslime sprechen in der Regel weiterhin Urdu, nicht Telugu die Landessprache von Andhra Pradesh. Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Hindus sind häufig.
Eigentlich ist Hyderabad eine Zwillingsstadt, mit Sikandarabad (engl. Secunderabad), nördlich gelegen, als Schwesterstadt. Die beiden Städte werden von einem im Jahre 1562 in der Regierungszeit von Ibrahim Quli Qutb Shah (1550-1580) angelegten schönen See namens Hussain Sagar, getrennt. Sikandarabad wurde von der britischen Armee, die dort während der Kolonialzeit stationiert war, gegründet.

Hyderabad ist eine Industriestadt. Mit der Gründung des Genome Valley hat sich Hyderabad zum Zentrum der Biotechnologie- sowie der Pharmaindustrie in Indien etabliert. Andere Industrien sind z.B. die Elektro- und Softwareindustrie sowie Maschinenbau. Hyderabad wird oft auch „Cyberabad“ genannt.

Hyderabad ist Sitz dreier großer Universitäten, der Osmania University, der University of Hyderabad und der Maulana Azad National Urdu University. Daneben gibt es auch ein International Institute of Information Technology.

Die Stadt verfügt über viele monumentale Bauten, Tempel, Moscheen und Kirchen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind der Charminar und das Golkonda-Fort. Und sie hat - wie Bombay- ihre eigene Filmindustrie. Nicht Bollywood, sondern Tollywood.

Surya Mytra, der mich nach Verlassen des schicken, neuen Flughafens in Empfang nimmt, ist ein ausgesprochen wohlerzogener, aufmerksamer und sehr netter junger Mann. Er arbeitet ad interim als Koordinator im Goethe-Zentrum. Er hat sein Studium als Auto-Ingenieur abgeschlossen und auch bereits ein paar Jahre auf seinem Beruf gearbeitet. Da Deutschland für die Autoindustrie wichtig ist, lernt er im Goethe-Zentrum selber Deutsch.

Er ist mein Begleiter während dieser Tage. Er kümmert sich umsichtig um mich und zeigt mir die Stadt.
Thank you, Surya. Lieben Dank an alle meine BetreuerInnen in den verschiedenen Städten. Alle kümmerten sich ganz wunderbar um mich.

 

Der See Hussain Nagar liegt mitten in der Stadt. Hier sieht es nicht anders aus als in der Schweiz, am Zürich- oder am Genfersee! Mit dem Ausflugsschiff fährt man in ein paar Minuten zur kleinen Insel mit der riesigen Buddha-Statue, aus einem Monolit gehauen, der von weit her transportiert worden war. Beim spektakulären Aufhieven an den vorgesehenen Platz, stürzte der kostbare Koloss ins Wasser und lag dann zehn Jahre lang auf dem Grunde des Sees.

 

Es werden gerade (wie im ganzen Land) die Tage des elefantenköpfigen Gottes Ganesh gefeiert, der zuständig ist für Wohlstand, Gesundheit, Geld und Glück. In Hyderabad, das mit Bombay in vielem wetteifert, steht die größte dieser Figuren (nächstes Bild). Größer und noch größer! Dieser Super-Ganesh dient auch als Kulisse für eine politische Propaganda-Veranstaltung. Dieses Mal hat Hyderabad Bombay geschlagen, was die Größe des Ganesh anbelangt. Gratuliere!
All diese Tausende und Abertausende von kleineren und größeren Ganesh-Figuren aus Lehm und anderen Materialien wie auch diese Monsterfigur (u.a. aus Styropor) werden am Ende der Prozession in den See geworfen, um anschließend wieder herausgebaggert zu werden. Was für eine Umweltverschmutzung! Finden auch die indischen Umweltorganisationen. Dazu werden alle Gehsteine rund um den See abmontiert, alle Pflastersteine ausgegraben. Die ganze Gegend rund um den See gleicht dann einer riesigen Baustelle. Das ganze Ufer steht voller Kräne. Rampen aus Sand werden aufgeschüttet, damit die Ganeshs von den Lastern in den See befördert werden können.

 

Auftritt in der Sreenidhi International Highschool, in die das Goethe-Zentrum zwei ihrer Lehrkräfte für den Deutschunterricht entsendet.

Sehr viele Kinder in Indien haben keine Möglichkeit zur Schule zu gehen. Es gibt lange nicht genug Schulen für alle. Und viele Kinder können nicht zur Schule gehen, weil sie von ganz klein auf betteln helfen müssen, damit die Familie überleben kann.

Wer in Indien eine gute Ausbildung für seine Kinder will, muss sie auf teure Privatschulen schicken.

Die private Sreenidhi International Highschool ist ganz neu. Sie ist in den ersten drei Jahren auf eine Schülerzahl von 600 angewachsen, was für Indien eine sehr kleine Schule ist. Bald soll sie auf 2000 Schüler anwachsen. Eine eindrückliche Schule. Ein wunderschöner, flacher Bau in einem großen Gelände. Das riesige Bauland musste den Bauern erst abgekauft werden. Das dauerte seine Zeit. Die Schule wurde von einem reichen Ehepaar gegründet und geleitet, nach schönsten, psychologischen Grundsätzen und einem breiten Angebot an kreativen Fächern. Motto der Schule: "There's a light within every child that needs to be kindled. Open your child's mind to a new school of thought. It is the task of a school to bring out the best in every child. The first step in this process is to restore a child his childhood. Help a child become a self-possessed individual as well as a valuable member of society.
For this noble task a new thought is required. Learning through discovering the hidden treasures within, learning through an ongoing conversation between students, teachers and parents. In short, a synthesis of the best in Indian tradition and a global perspective."

Es soll in jedem Kind ein Licht angezündet und das Beste in ihm hervorgebracht werden.

Nach meiner Veranstaltung sprechen ein paar Leute Dankesworte. Eben dabei Anita Desai, die charismatische Leiterin des Goethe-Zentrums.

Foto: Medienbeauftragter der Schule.

 

Anschließend an die Veranstaltung wurden wir zum Mittagessen eingeladen. Auf dem Foto, von links nach rechts: Vom Goethe-Zentrum: T.N Indira (Lehrerin), Padma, Administration (die kurz darauf nach Deutschland abreisen wird. Sie wird dank eines Stipendiums drei Monate in Freiburg/Breisgau verbringen. Sie hat früh geheiratet, hat drei Kinder und freut sich nun auf ihren ersten Auslandaufenthalt. Sie spricht bereits gut Deutsch). Neben ihr: Laxmi Sekhar Kalepu (Language Coordinator), Amita Rajesh Desai, Direktorin Goethe-Zentrum. Neben Ihr Mr. V. Srinivasan, executiv director der Schule, ehemals Chemielehrer. Dann Surya, ich, Mrs. Saritha Mahi, Mitdirektorin der Schule und Ehefrau des Direktors. Und eine weitere Lehrerin der Schule.

Die anwesenden InderInnen sprechen acht verschiedene Landessprachen. Alle miteinander unterhalten sich in Hindi oder Englisch.

Foto: Angestellter der Schule

In Indien werden Hunderte von Einzelsprachen und Dialekte gesprochen. Die Hauptsprachen sind auf jeder Banknote aufgelistet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachen_Indiens

 

Nach dem Mittagessen werde ich im Goethezentrum zum Pressetermin erwartet. Ich stehe im Blitzlichtgewitter. Die 5 Fotografen der verschiedenen Zeitungen knipsen wie wild. (Schade habe ich davon kein Foto!) Dann gehen sie wieder. Dann sind die Journalisten an der Reihe. Sie fragen höflich. Zwei sagen kein Wort. Keine Ahnung, was sie von dem halten, was ich erzähle. Sie wollen eine kurze Kostprobe meiner Kunst hören.
Die Journalisten seien immer so seltsam, meint Amita Desai danach. Sie seien auch darum so still, weil sie mich gar nicht so richtig verstehen würden. Sie schreiben zum Teil nur in ihrer eigenen Sprache. Und ihre Englischkenntnisse sind nur dürftig.
Alles, von dem was ich sagte, haben sie tatsächlich nicht verstanden. Am nächsten Tag steht jedenfalls in der Zeitung: Brigitte Schär spricht 12 Sprachen. (Statt ihre Bücher wurden in 12 Sprachen übersetzt.) Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden.
Die Artikel seien ganz gut, wurde mir gesagt. Ich werde sie noch zu Gesicht bekommen.

Hyderabad ist auf Fels gebaut. Felsen prägen markant die Landschaft. Hier der Blick aus dem Goethe-Institut. Die Rock-Society of Hyderabad hat erreicht, dass die Felsen nun unter Heimatschutz stehen und  kein einziger mehr weggesprengt und dem Bauboom zum Opfer fallen darf.

 

 

Ankündigung meines Auftritts beim Eingang der renommierten University of Hyderabad.

Meine BegleiterInnen und ich werden vom Dekan der Fakultät empfangen.

Foto: Angestellter der Universität.

 

Nach dem Auftritt erfülle ich wieder alle Fotowünsche. Und überspiele gern den einen oder andere meiner vorgetragenen literarischen Songs in der CD-Version auf verschiedene Datensticks.

Foto: Surya Mytra

Foto: Surya Mytra

Ein letztes Foto im Stehen.

 

Anita Desai, Leiterin des Goethe-Zentrums, macht mir ein ganz besonderes Geschenk. Sie lädt Mrs Shanta Rameshwar Rao zu meiner Vorstellung ein. Die eindrückliche, weise 84-jährige Dame ist Gründerin und Direktorin der Vidyaranya High School for Boys and Girls und leitet ihre Schule noch selber. Eine sehr besondere Schule. Auch Amita Desai hat früher einmal dort unterrichtet. Von den Grundsätzen her ist diese Schule, so lasse ich mir sagen, ähnlich wie eine Rudolf Steiner Schule. Nur größer, mit 2000 SchülerInnen. Diese großartige und lebenserfahrene Grande Dame, die kein Deutsch spricht, versteht meine Geschichten bestens. Sie sprechen auch ihr aus dem Herzen. Wir setzen uns für die gleiche Sache ein. Und wir freuen uns, einander gefunden zu haben. Wir bleiben in Kontakt. Ich hoffe auf ein Wiedersehen. Und auf einen späteren Besuch in ihrer Schule.

Danke, liebe Leute im Goethe-Zentrum Hyderabad: Auch bei euch war es sehr eindrücklich schön! Danke für all die Einladungen, Empfänge, für die Einladung überhaupt und für die ganze Organisation.

Auf dem Flug von Hyderabad nach Kalkutta

 

 

Grüße aus Kalkutta (Indien)

Anflug. Der heilige Fluss Ganges windet sich mitten durch die Stadt.

Kalkutta bedeutet ein Wiedersehen. Da trat ich letztes Jahr schon auf, anläßlich der Tage der deutschen Sprache (ein Anlass, an den ich mich sehr gerne zurück erinnere). Es ist schön, alte Bekannte wiederzusehen. Und sie freuen sich auch auf mich. Die Lehrerschaft wünschte sich ein Workshop-Gespräch mit mir. Sie wollen Tipps über die Verwendung (meiner) Texte für ihren Unterricht. Außerdem mache ich eine öffentliche Veranstaltung für alle im Theatersaal am Sonntagabend.

Aus der Buch-Veröffentlichung der bengalischen Übersetzung eines meiner Bücher ist leider noch nichts geworden. Zwar hat ein Übersetzer nach meiner Veranstaltung im letzten Jahr mein Buch "Das geht doch nicht!" ins Bengalische übersetzt, aber er sucht noch einen namhaften Verlag. Hat er diesen gefunden, kann er die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, die auch einen Sitz in New-Delhi hat, um Veröffentlichungs-Subvention angehen.

Bengalen ist die Heimat vieler Dichter. Die Bengalen sind ein poetisches Volk.

Kalkutta ist eine unglaublich intensive Stadt. Ich gehen in meiner Freizeit glücklich vor mich hin. Stundenlang. In die Dämmerung hinein und noch immer weiter durch die nächtliche Stadt.

Erster Augenschein des Theaters im Goethe-Zentrum. Mein Koffer ist abgestellt. Frau Sucheta Hossaini, die sich um mich kümmert, harrt des Technik-Einrichtens. Die Sitze sind noch zugedeckt. Alles geht gut. Ich finde hier einen Top-Techniker vor. Thanks!

 

 

Eine indische Musik-und Tanz-Studentin (traditionelle indische Künste) lässt mir dieses Briefchen nach der Vorstellung übergeben. Ich habe sie danach auch getroffen. Sie möchte so singen lernen wie ich. Gern dazu nach Europa kommen. Ich scheine etwas in ihr geweckt zu haben.

 

Wo die Menschen leben! Lieber gut geschützt, aus Angst vor Einbrechern, die über die Fassaden hereinklettern könnten.


Diese Schulboys einer Privatschule eskortieren mich auf meinem Spaziergang und zeigen mir ihre Schule.  

 

Wunderwelt Tempel. Es gibt so viele davon, verschiedenen Göttern gewidmet, die für Verschiedenes zuständig sind. Jeder ist ein Traum, in den man gerne eintritt, ehrfürchtig und ohne Schuhe.

 

 

 

Rikschas prägen das Stadtbild. In gewissen Städten sind Rikschas, die von Menschen gezogen werden, nicht mehr erlaubt. In Kalkutta schon.

 

Und auch das ist Indien. Einer der Millionen von frei lebenden Hunden, die alle gleich aussehen und sich neben der Milliarde Menschen durchs Leben schlagen. Als ich zum Flughafen gefahren werde, kommt Frau Hossaini vom Goethe-Institut ein Stück weit mit. Sie lässt sich bei einem Tierheim außerhalb der Stadt absetzen. Dorthin hat sie einen Straßenhund gebracht, der in ihrer Straße lebt. Er ist kleiner als die anderen, kann sich nicht wehren und wird immer wieder von anderen Hunden gebissen. Frau Hosseini stattet dem Hund einen Krankenbesuch ab. Sobald er sich erholt hat, wird er wieder in ihrer Straße ausgesetzt. Kein frei lebender Hund wird in Indien eingeschläfert. Tierschutzorganisationen kümmern sich um verletzte Tiere, bis sie wieder fit sind, dann werden sie erneut auf die Straße entlassen. Die Tierheime sind voll davon. Viele Kinder wünschen sich einen Hund. Aber nicht so einen. In den Supermärkten gibt es in der Foodabteilung Hunde- und anderes Haustierfutter zu kaufen wie bei uns.

 

 

Sieht aus wie Warten, ist aber das tägliche Leben.

 

 

Grüße aus Chennai (Indien)

Von Kalkutta fliege ich nach Chennai. Zum ersten Mal trifft ein, was immer im Bereich des Möglichen liegt, das aber zum Glück noch nie eingetroffen ist. Nämlich, dass man aus dem Flughafen kommt und niemand erwartet einem. Bis jetzt hat alles gut geklappt und von Chennai weiß ich ja, dass da jemand stehen wird, denn die Goethe-Leute aus Hyderabad haben mit denen in Kalkutta am Nachmittag darüber noch ausgetauscht.

Da steht aber niemand. Kein Schildchen "Brigitte Schär " zu erspähen. Und es ist bereits dunkle Nacht. Zudem habe ich ausgerechnet von dieser Destination keine Handynummer einer verantwortlichen Person, nicht mal den Namen des Hotels kenne ich. Keine Ahnung, wie weit es ist bis in die Stadt.

Ich tigere die Reihe mit den Schildchen einige Male ab. Dann umringen mich viele Taxifahrer und reden auf mich ein.

Ich suche stehend in meinem Laptop nach Informationen, die mir weiterhelfen könnten. Mein Handy funktioniert ausgerechnet hier nicht. Zum ersten Mal nicht. Moment, ich hab doch heute Nachmittag im Goethe-Institut Kalkutta eine Einladungskarte in die Hand gedrückt bekommen. Für den Empfang des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienstes) in einem Hotel. Anläßlich seiner heutigen Tagung.

Ich steige schließlich in ein Taxi, das äußerlich nicht als Taxi gekenntzeichnet ist. Der Fahrer spricht kein Englisch. Ich lasse mir seine Lizenz zeigen. Ich muss im Voraus bezahlen und verlange eine Quittung.

Wir fahren 25 Kilometer durch die Nacht. Ich versuche mit dem Handy des Fahrers zu telefonieren. Dieses ist aber nur für eingehende Anrufe konfiguriert.

Ich komme in besagtem Hotel an. Und treffe glücklicherweise auf Amita Desai aus Hyderabad, die an der Tagung des DAAD teilgenommen hat. Sie hilft mir weiter. Und so komme ich endlich, kurz vor Mitternacht, in meinem Hotel an. Am nächsten Morgen beginnt die Tagung. Zu der ich als Künstlerin eingeladen bin.

Auch das ist ein Stoff, aus dem meine Geschichten später entstehen. Und ich bin um eine Erfahrung reicher: Irgendwann kommt man immer irgendwo an.

Etwas lexikalisches Wissen über Chennai: Volle Namensform in Tamilisch ist Chennappattanam; früher Madras. Chennai ist eine lang gestreckte Hafenstadt an der Ostküste Süd-Indiens am Golf von Bengalen mit gut 6 Millionen Einwohnern. Es ist eine der wichtigsten Metropolen Indiens sowie die Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu. Chennai ist Indiens viertgrößte Stadt und die 38st-größte Metropolregion der Welt. Der Name wurde 1996 in Chennai geändert; der ältere Name Madras wird immer noch viel verwendet. Die Stadt war ein wichtiges Zentrum des Britischen Empires in Indien. Der Facettenreichtum und das reiche Kulturerbe Chennais sind weltbekannt.

Zur Zeit der britischen Herrschaft in Indien wurden über das damalige Madras die gesamten Transporte von und nach Südindien organisiert.

Auch in Chennai hat das Erdbeben im Indischen Ozean 2004, der Tsunami, Schaden angerichtet und Menschen getötet.
Heute wird die Stadt in erster Linie von Industrie und Handel beherrscht. Die Filmindustrie namens Kollywood produziert jährlich zwischen 50 und 100 Filme und hat ihre eigenen Superstars hervor gebracht. Z.Bsp M. G. Ramachandran, Filmstar und Ministerpräsident, der die Filmindustrie als Propagandamittel nutzte.

Ich trete im Rahmen der überregionalen Tagung “German Language Day” (Kultur und Sprache)” auf. Eine Koproduktion von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von der Schweizer Botschaft reist der Kulturattaché Arthur Mattli als Referent an. Er ist erst seit 2 Wochen in New Delhi im Amt.
Meine Aufführung ist der letzte Beitrag der Tagung. Auch hier, wie immer, führe ich meine Veranstaltung mit einem bunten Porträt der Schweiz ein. Eine Powerpoint-Präsentation zu Kultur, Geographie, Wirtschaft, verdienten Leuten, Sprachenvielfalt, Bildungs-System und -Angebot, etc. Ich zeige die Diversität der Schweiz, die mehr als nur aus Uhren, Schokolade und Banken besteht.
Dann entführe ich das Publikum in meine Geschichtenwelt.

 

Das Goethe-Institut.

Gabriele Landwehr, Direktorin des Goethe-Instituts.

Goethe-Instituts-Direktorinnen sind auch Architektinnen! Schon Marla Stukenberg in Mumbai brütete über Umbauplänen. Gabriele Landwehr zeigt mir das neu umgebaute Goethe-Institut. Eigentlich hätte die Tagung im großen Veranstaltungssaal stattfinden sollen. Der ist aber noch nicht fertig. Gabriele Landwehr musste und konnte den Umbau und die Inneneinrichtung maßgebend mitbestimmen. Nur über den Grundriss des Veranstaltungssaales konnte sie nicht ganz entscheiden. Der große Mangobaum draußen durfte nicht ausgegraben und anderswo wieder eingepflanzt werden, wie es Gabriele Landwehr vorgeschlagen hatte. Der Besitzer erlaubte es nicht. Denn im Baum wohnen die Seelen der Toten. Nichts zu machen.

Der Baum ging dann trotzdem ein, beschädigt durch die Bauarbeiten. Und der Aufführungsraum fehlt nun wichtiger Raum, der für eine Aufführ-Kabine hätte genutzt werden sollen.

Spaziergang durch die Stadt an meinem freien Chennai-Tag

Ein Freiluft-Kleinunternehmer, wie es unzählige gibt!

 

Mein Fahrer für zwei Stunden. Eigentlich ist er Student. Aber auch junger, zweifacher Familienvater, der für seine gesamte Groß-Familie aufkommen muss, für Schwestern, Eltern, Schwiegereltern. Sein Vater ist durch einen Unfall invalid geworden.

Ich lasse mich auf einen Deal ein: Er zeigt mir etwas von der Stadt und bringt mich auch zu drei Geschäften. ich muss nichts kaufen. Nur alles anschauen. Er kriegt dann für seine Vermittlung ein T-Shirt für seine Kinder.

Ich denke zuerst daran, ihm das Geld einfach zu geben, damit er sich ein T-Shirt kaufen kann. Dann aber schaue ich mir doch die Geschäfte an. Ich weiß, dass ich nichts kaufe. Und es ist eine gute Übung, mir die wirklich schönen kunsthandwerlichen Arbeiten aus dem ganzen Land zwar anzuschauen, die Holz-Stein- und Bronzearbeiten, Teppiche, Bilder, Stoffe... und von den Verkäufern auch etwas über deren Herkunft und Herstellungsart zu erfahren. Dann aber guten Gewissens und ohne aufgedrängten Kauf das Geschäft wieder zu verlassen.

Der Fahrer hofft doch, dass ich etwas kaufe. Er betet darum!! Und will mich gleich zu weiteren Läden bringen. Da muss ich denn aber auch höflich und bestimmt nein sagen.

Der Fahrer wird später hoffentlich sein T-Shirt kriegen. Ich bezahle ihm seine Fahrarbeit und gebe ihm obendrein ein Trinkgeld, mit dem er sich sicher ein paar T-Shirts kaufen kann.

 

 

St. Thomas Cathedral.

lMadras war erste Niederlassung der East India Company (1639). Die St. Thomas Kirche im neugotischen Stil, ist benannt nach Apostel Thomas, der 52 n.Chr. hier den Märtyrertod starb.


Wunderschön sind die die südindischen Gopurams (Tempeltüre), übersät mit meist bunt bemalten Gottheiten und Fabelwesen.

 

Und  an dieser Stelle eine Huldigung all des feinen Essens, das ich überall immer genießen durfte.

Hier die Zutaten des weltbekannten Madras-Currys:


5 El gemischter Koriander
2 El Kreuzkümmel
2 El Kurkuma
1 El Ingwerpulver
1 Tl gemischte gelbe Senfsamen
1 Tl Bockshornkleesamen
1 Tl Zimt
1/2 Tl Nelken
1/2 Tl grüner Kardamon
1 Tl Chilipulver
1,5 Tl schwarzer Pfeffer
20 getrocknete Curryblätter zermahlen

 

Grüße aus Colombo (Sri Lanka)

 

Ich fliege in das nächste Land. Anflug von Colombo.

Karte aus dem Internet

http://de.wikipedia.org/wiki/Sri_Lanka

Die Fahrt vom Flughafen dauert zwei Stunden. Nach der ersten Besichtigung des Goethe-Instituts, wo ich von Richard Lang, dem sehr Asien erfahrenen Direktor, freundlich empfangen werde, nehme ich einen ersten Augenschein vom Institut und von der Auftrittshalle. Im Garten wird eifrig für den nächsten Tag geschmückt. Und auch für die Eröffnung der Foto-Ausstellung "Urban Changes". Zelte werden aufgestellt, für jede der Klassen, die am Open Day teilnehmen wird, ein eigenes. Lichtergirlanden überall.

ich werde am Tag der offenen Tür zweimal auftreten. Nach der Eröffnung am Morgen, in der grossen Halle und am Nachmittag. 2 x 90 Minuten.

Danach werde ich ins alte, prächtige Kolonialhotel Hotel Mount Lavinia am Meer gefahren, das bis vor kurzem von einem Schweizer geleitet wurde. Ein Blick aus dem Hotelzimmer, den ich für die Ewigkeit festhalten möchte.

 

Ich muss aber gleich weiter zum Soundcheck, wo das definitive Malör mit meinem Verstärker passiert. Der Instituts-Techniker ist leider kein Genie. Nach längerer Ratlosigkeit steckt er das einzige Kabel, das es einzustecken gibt, falsch ein. Dann läuft nichts mehr. Mein Gerät raucht und ist nicht mehr zu gebrauchen. Endstufe geschmolzen. Es muss in der Schweiz in Reparatur und ich muss auf die Hausanlage ausweichen. Der Soundcheck ist aufwändig.

Danach geht es gleich in die Schweizer Botschaftsresidenz, wo uns die Botschafterin Frau Ruth Flint zum angenehmen und feinen Dinner erwartet.

Die Nacht ist kurz. Am Morgen erneuter Soundcheck. Dann gehen die Türen auf. Hausherr Richard Lang begrüßt das Publikum. Gefolgt von meinem Auftritt vor großem Publikum. Alles geht gut. Ein Fernsehteam bläst mir mit seinem starken Scheinwerfer, bis zu meinem Einspruch, das große Beamerbild von der Wand. Auch die Schweizer Botschafterin Frau Flint ist anwesend. Nach meinem Auftritt geht das Programm munter weiter.

Das Goethe-Institut ist rege besucht. Ich unterhalte mich mit vielen Leuten. ich höre viele Geschichten. Wir tauschen aus. Erfahrungen gegen Erfahrungen. Zum Beispiel diese Geschichte von einem der Deutschlehrer des Instituts: Als ungelernter junger Familienvater verließ er seine Familie, um für drei Jahre im Zürcher 5-Stern Hotel Baur au Lac zu kellnern. Das Geld erlaubte es ihm nach Rückkehr zu seiner Famillie, drei Jahre lang ohne Arbeit bei seinen Kindern zu bleiben, um nachzuholen, was er mit ihnen versäumt hatte. Er besuchte den Deutschunterricht am Goethe-Institut und ließ sich selbst zum Lehrer ausbilden.

Eine schöne wahre Geschichte mit Happy End.

Es ist üppig tropisch heiß und feucht. Den zweiten Auftritt beginne ich schon schweißgebadet.

Das Publikum ist sehr interessiert und bleibt zwei volle Stunden. Im Garten werden für einen Wettbewerb Luftballone steigen gelassen.

Das Goethe-Institut

 

Pressespiegel danach. Zusammengestellt durch die Pressestelle der Schweizer Botschaft. Herzlichen Dank!

 

Diese Mail erreichte mich am nächsten Tag.

Am nächsten Morgen werde ich mit dem Taxi in den Süden Sri Lankas gebracht. Für ein paar Erholungstage. Der Fahrer hat keine Eile und macht für mich aus der dreistündigen Fahrt einen ganzen Tag. Wir besuchen eine Herbal Plantation, ein Gewächsgarten mit all den Heilplanzen- sträuchern und -bäumen, die in der Arjuweda-Medizin Verwendung finden.

Wir besuchen auch eine Turtle-Farm. Die eingesammelten Eier der Wasser-Schildkröten können von der Bevölkerung, statt gegessen zu werden, gegen Entgelt in einer solchen Schutzfarm abgegeben werden. Die Eier werden dort in den Sand eingegraben und sorgfältig beschriftet. Wenn die Schildkrötchen schlüpfen, werden sie in ein Bassin gesetzt und beobachtet. Viele der kleinen Tiere werden leicht behindert bleiben, weil die Eier zu unsanft angefasst worden waren. Die beschädigten Schildkrötchen bleiben länger im Bassin, bis sie sich etwas erholt haben. Die gesunden werden noch am selben Tag ins freie Wasser entlassen. Viele Jahre später werden sie genau an diesen Ort zurückkehren um selber Eier zu legen.

Wieder einmal erzählt mir der Driver, auf Anfrage, gern seine Lebensgeschichte. Und ich frage gern! Er erzählt, wie das vor sich ging mit seiner arrangierten Ehe. Er fand alles selber sehr bizarr! Die Frau hatte er nur einmal zuvor auf Foto gesehen. Ich liebe Lebensgeschichten! Aber ich höre einmal mehr eine schwierige Geschichte, die geprägt ist von Unfreiheit, Erdulden, Ausharren, Verzicht auf ein eigenes Glück zugunsten der Tradition und der Zukunft der eigenen Kinder. Und von finanziellen Nöten. Dieses Schicksal wird jedoch stoisch ertragen. Und dank des Glaubens.

Grüße aus Unawatuna (Sri Lanka)

 

Wir erreichen Galle im Süden Sri Lankas und gleich auch Unawatuna. Ein weiteres Mal habe ich das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein. Vom Tsunami, der auch hier verheerend wirkte, ist kaum mehr etwas zu sehen. Die Leute erzählen mit einem Lächeln im Gesicht, das alles verbirgt (die Augen hingegen verraten mehr!), von den zahlreichen Toten in ihren eigenen Familien. Der Ajurweda-Arzt, den ich konsultiere, hat 9 Familienmitglieder verloren. Und seine grosse Zehe blutet noch immer.  
Auch Sri Lanka ist ein so wunderbares Land. Doch der Tsunami hat die Touristen abgeschreckt. Und der Bürgerkrieg tut sein Übriges. Vor ein paar Tagen gingen in New Delhi weitere Terror-Bomben auf Märkten hoch. Und nun auch in Colombo. In einem Bus.
Viele Familienväter denken daran, wie es der Deutschlehrer aus dem Goethe-Institut erzählt hatte, ein paar Jahre lang ihre Familien zu verlassen, um in einem anderen Land "good money" zu verdienen. Davon wollen sie dann besser leben. Ein Drittel aller weltweiten Asylgesuche, die der Schweiz eingereicht werden, stammen aus Sri Lanka, erfahre ich.

 


Der Japanische Friedenstempel bei Sonnenuntergang.  

 

Aus dem Süden komme ich im öffentlichen Luxury-Bus zurück. Was soll ich mit dem Taxi fahren, wenn ich genau so gut den Bus nehmen kann, denke ich. Schon vom Ökologischen her betrachtet. Das Taxi müsste wieder nach Unawatuna zurück.

Vorne im Bus fährt der Teufel persönlich! Wir kommen viel früher an als erwartet. Die meisten Leute springen, an ihrem Ziel angekommen, runter vom fahrenden Bus. Und nix Luxery. Im Gegenteil! Dicht gedrängt. Und ich versuche auch noch, auf meinem Laptop zu schreiben.

Diese Fahrt bringt mich dem alltäglichen Leben hier noch einmal sehr nahe. Und das ist gut so.

 

Wieder zurück in Colombo nach meinem Aufenthalt im Süden. Auf dem Balkon meines Zimmers im Hotel Mount Lavinia. Ich habe da stundenlang gesessen, das schäumende Meer direkt unter und vor mir. Ein Ort für die Ewigkeit. Ich möchte den Moment wieder festhalten.
Letzter Sonneuntergang in Sri Lanka.

 

Grüße aus Dubai

Von Colombo aus fliege ich mit Emirates-Airlines weiter nach Dubai und mache da zwei Tage Halt. Ich will mir ansehen, was mit Geld im Überfluss alles machbar ist. Die wollen dort, hörte ich, die weltweit bedeutendste Museumsmeile einrichten. Werden wir dereinst Kunst in Dubais gigantischen, vergoldeten Museen bewundern müssen?
In Dubai ist es 42 ° heiss. In der Schweiz soll es dauerregnen bei 11°. Und heute erzählt mir ein eben angereister Deutscher im Hotel, dass es in Sachsen-Anhalt in der Nacht -3° sei. Am 21.Oktober.

Und da bin ich nun in Dubai gestrandet. Bis jetzt hatte ich keinen Kulturschock. Nun habe ich einen! Die ganze Stadt ist wie ausgestorben wegen Ramadan. Und dies ein ganzer Monat lang! Das Leben beginnt erst um 18 Uhr. Und heute ist zudem Freitag, also Sonntag. Alles zu. Die Luft sandverhangen. 42°. Die Geisterstadt eine einzige Baustelle. Eine der Wüste abgetrotze futuristische Modellstadt.


Als erstes mache ich eine Stadtrundfahrt. Allem voran möchte ich The Snow World sehen, die ich aus den Medien kenne. In einer der größten Shopping Malls der Welt gibt es die Möglichkeit zum Wintersport.

Gefunden! In diesem Aufbau befindet sich der Schneehang.

Durch die Mall, an all den Shopping-Freudigen vorbei.

 

The Snow World! Man mietet sich Winterkleider und alles andere. Und vergnügt sich einen Tag lang hier drin. Trotz Ramadan. Mir reicht es, draußen zu stehen, hinter der Scheibe. Sieht schön aus! Es erinnert mich an das, was mich nach meiner Rückkehr nach Europa erwartet.

 

Und dies erwartet mich ausserhalb der Shopping Mall: 42 ° im Dunst.

Diese letzten Tage in Dubai, in Quarantäne, waren genau richtig.

Nun trete ich den definitiven Rückflug an.

Es war eine ganz eindrückliche, dichte, lehr- und begegnungsreiche Reise.
Es geht mir ausgezeichnet. Ich fühle mich reich beschenkt und tiefglücklich, dass mir meine Kunst dies alles ermöglicht.
Die südasiatischen Menschen und alle anderen "Fremden" werden mir immer vertrauter. Eigentlich sind die gar nicht anders als wir.

Besten Dank an das Goethe-Institut.

Ob ich meine Erlebnisse für neuen Geschichten verwerten werde, wurde und werde ich oft gefragt.

Sicher. Aber nicht so direkt. Ohne geographischen und biografischen Bezug. Die vielen Begegnungen, Eindrücke und bunten Bilder nährten meine Träume, die sich irgendwann im Wachen konkretisieren werden, zu neuen Geschichten.

Schönste Grüße aus eindrücklichen Ländern.

Was haben wir doch für eine schöne Welt!

Ihre


Foto: Mein Driver des Tages


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